Wann steigt Amazon in den Klinikeinkauf ein?

Die Gerüchte um den Eintritt von Amazon in den Gesundheitsmarkt gibt es schon länger. Aber was stimmt daran und welche Auswirkungen hätte es auf die Einkaufsgemeinschaften und den Klinik-Einkauf?

Besser, schlauer, günstiger – der Wettbewerb unter den Einkaufsgemeinschaften um Kunden hat sich in den letzten Jahren starkt verändert. Noch nie war der “Häuser-Kampf” so ausgeprägt wie heute. Wer hat mehr Kliniken, wer hat größere Kliniken oder auch in welchen Gebieten – diese Frage scheint sehr wichtig zu sein. Der Markt ist weitgehend verteilt, also geht Wachstum nur durch Verdrängung (vgl. hierzu auch hier).

Bisher blieben branchenfremde Unternehmen, wie Google oder Amazon, ausserhalb der Radarweite der Einkaufsverbünde. Dies ermöglichte diesen Unternehmen jedoch die ersten Vorbereitungen zu treffen, um im diesen lukrativen Markt mitzumischen. Schon in 2015 meldete Frost & Sullivan, dass Amazon in den Healthcare-Markt eindringen wird.[1]

Stellen wir uns einfach vor, was könnte passieren, wenn es soweit wäre: Amazon steigt in die Versorgung der Kliniken ein.

Die notwendige Anpassung der schon vorhandenen Logistik bei Amazon auf die Anforderungen der Kliniken dürfte kein größeres Problem darstellen. Eigene Logistikzentren gibt es bei Amazon schon lange und mit dem neuen eigenen Paketdienst können auch kleinere, schnelle Lieferungen abgewickelt werden. Dies könnte besonders in Ballungsgebieten mit vielen Kliniken sehr lukrativ sein.[2] Bei der Datenauswertung spielt Amazon schon seit Jahren in der Oberliga und spezielle Angebote für Firmen, wie Marketplace Analytics suchen in der Healthcare-Branche ihresgleichen.[3] Die großen Datenmengen im Krankenhauseinkauf könnten mithilfe von Amazon Kinesis erfasst, verarbeitet und analysiert werden.[4] Den Rest erledigen schnell und effektiv die automatischen Packroboter.[5]

Damit wäre ein entsprechendes Angebot für die C-Artikel schnell aufgebaut.

Wie sieht es auf der Klinikseite aus? Nun, auch wenn der Einsatz von Dash-Buttons mit denen per Knopfdruck eine Nachbestellung ausgelöst wird [6] in der Klinik noch kein wirkliches Thema ist, ist gerade diese Lösung sehr interessant, um die vielen täglichen Probleme mit Versorgungsassistenten zu lösen. Die Alexa beantwortet nicht nur die Fragen, aber sie hört auch ständig mit. Dies könnte im Klinikgeschäft Probleme mit dem Datenschutz bereiten. Na dann nehmen wir einfach den neuen  Dash-Scanner![7]

Seit Anfang 2016 hat der US-Konzern mehr als 1.500 Patente angemeldet.[8] Es ist noch lange nicht alles umgesetzt worden, aber es geht hier nur noch um die Zeit.

Nun hilft es nicht, wie Kaninchen im Bau, auf den Angriff des Adlers zu warten. Auch wenn sich die Rolle des Fachhandels, durch diese Entwicklung, sicherlich starkt verändern wird, wird die Wucht des Angriffs vor allem die Einkaufsgemeinschaften treffen. Denn wenn man die logistischen Strukturen und die Daten hat, ist es “nur noch” die Frage, woher Amazon erfahrene Einkäufer anwerben könnte. Hier wäre die Übernahme einer bestehenden Einkaufsgemeinschaft sicherlich die schnellste Alternative.

 

Adam Pawelek
Project on time

 

 

Quellen:

[1] http://www.mddionline.com/blog/devicetalk/how-amazon-poised-disrupt-medtech-industry-2-25-15
[2] http://www.dvz.de/rubriken/landverkehr/single-view/nachricht/amazon-startet-paketdienst-im-ruhrgebiet.html
[3] https://marketplace-analytics.de/
[4] https://aws.amazon.com/de/kinesis/
[5] http://t3n.de/news/amazon-packroboter-patent-795798/
[6] https://www.computerbase.de/2017-06/amazon-neue-dash-button/
[7] https://www.digitaltrends.com/cool-tech/amazon-launches-dash-home-barcode-scanner/
[8] https://www.gruenderszene.de/galerie/amazon-patente?pid=13813

 

 

 

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