Quo Vadis Einkaufsgemeinschaften?

Die meisten Krankenhäuser in Deutschland sind angeschlossen an eine Einkaufsgemeinschaft.

Nach unterschiedlichen Schätzungen sollen in 2016 bis zu 400 Krankenhäuser die Einkaufsgemeinschaft gewechselt haben.
Werden von den rund 2.000 Häusern die privaten Krankenhäuser abgezogen, so wären es rund 30 % der Häuser.
In nur einem Jahr!

Der Grund für den Wechsel ist oft ganz einfach: Bessere Einkaufspreise bringen den Kliniken Einsparungen und verbessern deren finanzielle Lage. Es wird dabei oft unterstellt, dass eine Einkaufsgemeinschaft umso bessere Konditionen von der Industrie erhält, je mehr Krankenhäuser sie als Mitglieder gewonnen hat. Dies ist aber nicht zwingend richtig. Denn ohne die – seit Jahren immer wieder propagierte – Verbindlichkeit können keine hervorragende Konditionen angeboten werden. Das Prinzip ist ähnlich wie im privaten Leben: das wusste schon Loriot.

So kommt es oft dazu, dass einzelne Kliniken, die mit festen Abnahmemengen auf die Industrie zugehen, bessere Konditionen erhalten, als eine große Einkaufsgemeinschaft mit großen Potentialen.

Gibt es noch andere Gründe zum Wechsel der Einkaufsgesellschaft?

Nun, wenn die einzelnen Einkaufsgemeinschaften näher untersucht werden, stellt man fest, dass die angebotenen Dienstleistungen oft fast gleich sind. Themen wie: E-Procurement, Logistik und Supply-Chain-Management werden überall propagiert, aber in der Praxis sieht es oft etwas anders aus.

Schaut man sich andere Branchen an, z.B. den sog. “Produktionsverbindungshandel”, d.h. Einkaufsgemeinschaften der Fachhändler mit Werkzeugen, Stahl, Sanitär etc., stellt man fest, dass die Einkaufsgemeinschaften der Gesundheitsbranche noch sehr viele Hausaufgaben haben. E-Procurement gab es dort schon in den 90er Jahren und Themen, wie Logistik, Factoring, Zentralregulierung und Übernahme von Marketingaktivitäten werden dort seit Jahren als selbstverständlich angesehen.

Auf die zunehmenden Fusionen auf der Industrieseite reagieren die Einkaufsgemeinschaften für Krankenhäusern ebenfalls mit Fusionen. Aber ist die Größe der Einkaufsgemeinschaft ohne wesentliche Erhöhung der Verbindlichkeit und wirklich innovative Dienstleistungen für die Mitglieder tatsächlich von Vorteil? Wo unterscheiden sich die Gemeinschaften wirklich? Was sind deren USP´s (Alleinstellungsmerkmale)? Welche Strategie verfolgen sie für die nächsten Jahre?

Werden schlechte Prozesse digitalisiert, dann werden sie davon nicht besser, sondern werden nun digital-schlecht. Und so lange die künstliche Intelligenz noch nicht professionell einkaufen kann, sollten die Facheinkäufer zu professionellen Prozeß- und Projektmanagern entwickelt werden. Weitere Professionalisierung des Einkaufs mit Best-in-Class-Modellen aus anderen Branchen wird zwingend notwendig sein, um im steigenden Wettbewerb zu überleben.

Wie sehen Sie es?  Ich freue mich auf Ihre Kommentare!

Ihr
Adam Pawelek
projectontime.de

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