Sollen Geschäftsführer Zitronen falten?

“Wer glaubt, dass der Geschäftsführer die Geschäfte führt, muss auch glauben, dass die Zitronenfalter Zitronen falten” – diese Aussage ist gelegentlich zu hören. Aber sie ist falsch!

Es wird viel über die “Selbstorganisation” und “Eigenmotivation” der Mitarbeiter geschrieben und diskutiert. Richtig ist, dass es ohne diese beiden Eigenschaften immer schwieriger wird eine interessante Position in einem Unternehmen (und eine Klinik ist auch ein Unternehmen) zu bekommen. Um jedoch selbständig und eigenorganisiert, vielleicht sogar eigenverantwortlich zu arbeiten, benötigen Menschen eine klare Definition der zulässigen Bewegungsspielräume. Einfach gesagt: was darf man und was darf man nicht.  Hierzu kommt eine klare und möglichst beständige Aussage über die Unternehmensstrategie, die die Mitarbeiter zu verfolgen haben.

Stellen wir uns einfach ein Kreuzfahrtschiff vor, zum Beispiel die “Harmony of the Seas” – das größte Kreuzfahrtschiff der Welt. 362 Meter lang und 66 Meter breit. 6360 Passagiere sind zufrieden zu stellen. Hierzu leitet der Kapitän 2.100 Mitarbeiter.

Stellen wir uns auch vor, dass der Kapitän beschliesst, die Brücke zu verlassen, den Steuermann zu entlassen und selbst das Steuern zu übernehmen. Er entscheidet sich zunächst für Steuerbord dann nach zwei Stunden doch für Backbord. Einen klaren Kurs hat er gar nicht geplant. Man muss ja flexibel sein. Zwischendurch läuft er zu den Motoren, versucht dort eine defekte Dichtung zu reparieren, anschließend besucht er die Küche und ändert den Einsatzplan der Küchenmannschaft, ohne mit dem Küchenchef davor zu sprechen. Stellen Sie sich vor, Sie sind dort als Passagier. Na dann viel Erfolg.

Kommt Ihnen die Situation nicht bekannt vor?

Es ist sicherlich sehr schwer als Geschäftsführer eines Krankenhauses doch alles mögliche an die Mitarbeiter zu delegieren und nicht selbst z.B. einzukaufen. Aber die Stellenbezeichnungen sind auch nicht zufällig entstanden und “Geschäftsführer” kommt von Geschäft führen. Durch die Delegation an Mitarbeiter, die eine entsprechende Ausbildung und oft Erfahrung haben, werden viele Aufgaben genauso gut erledigt. Diese Mitarbeiter benötigen aber dafür eine klare Vision (da wollen wir hin) und einen definierten Entscheidungsspielraum (das darfst Du selbst entscheiden und wenn es falsch war, dass korrigieren wir es beide). Damit schafft man die Basis für Selbstorganisation und Eigenmotivation.

Wer glaubt, dass der Geschäftsführer die Geschäfte führt hat Recht. Er steht wie der Kapitän auf der Brücke und hat alles im Blick. Er gibt die Richtung vor und entscheidet über die Spielräume seiner Mitarbeiter. Es führt kleine Kurskorrekturen durch, wenn sie notwendig sind, läßt sich von eigenen Fachleuten bei Entscheidungen beraten und prüft ständig, ob die Strategie noch sinnvoll ist. Und wenn er alles so geregelt hat, dass es wie von selbst funktioniert, dann kann er auch versuchen eine echte Zitrone zu falten… Einfach nur aus Spaß.

 

Adam Pawelek
projectontime.de

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