Agiles Projektmanagement gehört zu den Hype´s der letzten Jahre. Projekte in Krankenhäusern agil zu führen, ist jedoch nicht unproblematisch und führt oftmals dazu, dass Projekte scheitern.
Die sich wandelnden Rahmenbedingungen in den Kliniken führen zu einem stark steigenden Bedarf nach professionellem Projektmanagement. Das agile Projektmanagement soll oftmals “die Antwort” auf die zunehmende Geschwindigkeit sein, mit der Projekte abgewickelt werden müssen [1]. Insbesondere bei Projekten, bei denen das Projektendergebnis zu Beginn des Projektes nur schwer genau definiert werden kann, verspricht das agile Projektmanagement die richtige Lösung zu sein.
Das agile Projektmanagement stammt ursprünglich aus der Softwareentwicklung und wurde insbesondere durch Kent Beck et. al. mit seinem “agilen Manifest” bekannt. Die sehr erfolgreiche Umsetzung des agilen Projektmanagements im Bereich der Softwareentwicklung führte zu einem regelrechten Hype und vielen Versuchen, auch Projekte in anderen Bereichen, agil zu führen. Nach anfänglicher Euphorie stellen jedoch aktuell viele Unternehmen fest, dass agile Methoden alleine die Projekte und die Unternehmen nicht wirklich agil machen. Die nachhaltige Umsetzung agiler Methoden scheitert häufig am fehlenden “agilen Mindset” – einer inneren Haltung für agiles Arbeiten, Kooperieren und Führen der Mitarbeiter [2]. Das Problem mit dem agilen Projektmanagement liegt meist nicht in der richtigen Anwendung der agilen Methoden, sondern der fehlenden Agilität in den Köpfen.
Ein typisches Krankenhaus zeichnet sich durch starre Strukturen (“Silos”) bzw. teilweise autonome Sichtweisen der einzelnen Abteilungen und ein Mangel an übergreifenden Koordination aus [3]. In den Fachabteilungen gibt der Chefarzt klar die Vorgehensweise für die “eigene” Abteilung vor. Die Rahmenbedingungen werden durch die Verwaltung & Co. oftmals nur rudimentär festgelegt. Gleichzeitig aber werden die Mitarbeiter nicht systematisch befähigt, selbst Lösungen zu erarbeiten und diese in klar definierte Lösungen zu überführen. Folglich “tut jede(r) es so, wie er/sie es für richtig hält und hofft, dafür nicht bestraft zu werden.”
Mit agilem Projektmanagement ist jedoch vor allem die Befähigung der Mitarbeiter verbunden, nach Lösungen zu suchen und diese auch umzusetzen. Die Menschen müssen zuerst lernen, Verantwortung zu übernehmen, aus Fehlern zu lernen (und lernen zu dürfen) und unternehmerisch denken. Folglich ermöglichen erst die agilen Prinzipien und Werte, die aktiv gelebt werden, die agile Führung von Projekten [2]. Genau hier liegt der “Casus knacksus”. Solange die Managementstrukturen in den Kliniken nicht agil sind, macht agiles Projektmanagement als “die Lösung” keinen Sinn.
Vielmehr ist es für das “Krankenhaus der Zukunft” von grundlegender Bedeutung, die agile Transformation sehr intensiv zu fördern und gleichzeitig Projekte solange nach klassischen Prinzipien zu führen, bis die Organisation eines Krankenhauses auf agiles Projektmanagement ausreichend vorbereitet ist.
Adam Pawelek
projectontime.de
Quellen:
[1] Vgl. Jörg Preißig, Agiles Projektmanagement, Haufe-Verlag, 1. Ausgabe 2015.
[2] Vgl. Sabine Hennig, Martin Merdes, Wie sieht die Welt durch die “agile Brille” aus? In: Projektmanagement aktuell, Ausgabe 2/2020.
[3] So auch Axel Uhl, Stephan Loretan in: Digitalisierung in der Praxis, Springer-Verlag, 1. Ausgabe 2019