Man kann in den Kliniken die Probleme auch weiter bewundern, aber irgendwann wird es zu spät sein, mit Lösungen anzufangen. Die Zeit, die zur Verfügung steht, wird immer kürzer.
Ja, wir können es alle nicht mehr hören. So viele Herausforderungen und so wenig Geld. Es stimmt, es gibt viele Gründe zu jammern, aber jammern hilft nicht.
Alternativ kann man auch jeden Morgen auf kliniksterben.de nachschauen, ob das eigene Haus schon aufgeführt ist, dann ist es aber auf jeden Fall zu spät.
Es wird gemunkelt, dass noch 30 % der Krankenhäuser geschlossen werden soll. Na dann.
Was ist die Lösung? Entweder aufgeben oder kämpfen. Aber wenn man sich fürs Kämpfen entschieden hat, dann ist professionelles Change-Management zwingend notwendig, um im Veränderungsprozess die besten Mitarbeiter nicht zu verlieren. Denn in den meisten Kliniken muss viel geändert werden. Vor allem sollte man zunächst den Mitarbeitern erklären, dass eine hohe medizinische Qualität ein notwendiger aber nicht hinreichender Grund ist, das Haus zu retten. Gut und Pleite schliesst sich bekanntermaßen nicht zwingend gegenseitig aus.
Die Veränderunen können nur dann erfolgreich umgesetzt werden, wenn die Mitarbeiter die Vision vor Augen haben und auch sehen, dass die Geschäftsführung hinter den Veränderungen steht.
Dass jegliche Veränderungen zunächst – ob aus Unsicherheit oder Angst – auf Widerstände in der Belegschaft stoßen, ist nicht nur normal sondern sogar erwünscht. Denn nur wenn man diese Unsicherheit oder Angst ernst nimmt und rechtzeitig beseitigt, werden die Mitarbeiter in der wichtigen Umsetzungsphase über eine entsprechend hohe “wahrgenommene Kompetenz” verfügen.
Da mit einem Projekt wesentliche Veränderungen in den bestehenden Abläufen verbunden sind und mehrere Berufsgruppen mit teilweise differenzierten Zielsetzungen betroffen sind, sollten Methoden des professionellen Change-Managements eingesetzt werden, anstelle des oftmals typischen “Aktionismus”. Werden die Lösungen gemeinsam erarbeitet, dann sind typische Aussagen, wie „Nicht schon wieder!“, „Wieso werden wir nie gefragt, was wir wollen!“, „Wofür soll das den wieder gut sein!“ nur noch selten zu hören.
Aber Vorsicht! Ein Veränderungsprozess ist und soll nicht demokratisch sein! Das zu erreichende Ziel und die Notwendigkeit der Veränderung muss klar und deutlich von der Geschäftsführung kommuniziert werden. Über die Vision und die Ziele wird nicht diskutiert, sondern nur über den Weg dorthin. Und Veränderungen benötigen viel Zeit!
Im aktuellen Tempo der Veränderungen in allen Branchen und Themen sind sogar die erprobten Methoden des Change-Managements immer wieder zu hinterfragen. So wird z.B. im traditionellen 3-Phasen-Modell von Kurt Levin der Veränderungsprozess in 3 Phasen: Unfreezing, Mooving und Refreezing aufgeteilt. Da die Veränderungen heute jedoch viel schneller erfolgen als früher, sollte bei den Klinikprojekten eher über ein “leichtes Anfrieren” (sozusagen ein Parfait anstelle von Eiswürfeln) ausgegangen werden. Denn damit können Krankenhäuser auf zukünftige Veränderungen der externen Einflüsse flexibel reagieren, ohne die Mitarbeiter erneut zu überfordern.
Der Einsatz eines externen Change-Managers, der auf Veränderungen im klinischen Bereich spezialisiert ist und die Prozesse in einem Krankenhaus kennt, bringt den Kliniken wesentliche Vorteile. Die Begleitung von Veränderungsprozessen erfordert zunächst einen “neutralen” Blick, insbesondere durch eine Person, die durch bisherige Probleme und “politische” Gegebenheiten unbelastet ist. Der externe Change-Manager kann im Auftrag der Geschäftsführung handeln, ohne dass er außerhalb des Projektes in der Linienorganisation des Hauses eingebunden ist. Damit werden auch mögliche Interessenkonflikte der jeweiligen Rollen (z.B. Abteilungsleiter im Haus und gleichzeitig Projektleiter Change) von Anfang an ausgeschlossen. Dadurch können Veränderungsprojekte wesentlich schneller und effektiver durchgeführt werden und… hoffentlich schnell genug, bevor von der Klinik nur “ein nacktes Skelett” verbleibt.
Adam Pawelek
projectontime.de